Capsule Wardrobe: dein minimalistischer Kleiderschrank
Wie viele Kleidungsstücke aus deinem Schrank trägst du eigentlich wirklich? Bei mir ist es so, dass es eigentlich doch immer wieder die gleichen sind. Das eine Stück geht meinetwegen mal, dafür kommt ein Neues. Aber im Großen und Ganzen habe ich eine Hand voll Lieblingsstücke, die ich immer wieder trage.
Was ist Capsule Wardrobe überhaupt?
Capsule Wardrobe ist der Fachbegriff dafür. Doch was ist Capsule Wardrobe überhaupt? Entstanden ist der Begriff aus der Minimalismus Bewegung. Gegen Überfluss und Überforderung wird der Kleiderschrank zur Kapsel – in der sich nur noch Stücke befinden, die wirklich geliebt und getragen werden. Und untereinander kombinierbar sind. Darauf kommt es nämlich an. Basics sind also ein guter Einstieg, wenn du deinen Kleiderschrank minimalistischer gestalten möchtest. Ausmisten liegt immer mehr im Trend. Selbst Modeliebhaber sind immer mehr vom Fast Fashion Überfluss genervt und wollen sich von Unnötigem befreien. Heute ist es hip, zeit- und nervensparend nur noch das zu besitzen, was wir wirklich brauchen. Das spannende an der Capsule Wardrobe ist, dass du dir außerdem viel mehr Gedanken über deine Mode im Kleiderschrank machst. Wie kann ich meine Kleidungsstücke so kombinieren, dass ich nicht immer dieselben Outfits, trotz kleinerer Auswahl, trage?
Ich bin gerade in Stockholm und immer, wenn ich reise merke ich den Vorteil meiner Capsule Wardrobe. Ein roter Pullover, eine blaue Shorts, ein weißes Shirt, ein heller Rock, ein rotes Paar Stiefel. Alles untereinander kombinierbar und trotzdem nicht fad. Minimalismus steht zwar für weniger – aber das heißt nicht, dass nicht auch Highlights einziehen dürfen. Im Gegenteil! Ein paar ausgefallene Lieblingsstücke, die für gute Laune sorgen sind genauso essentiell wie gute Basics. Nun erleichtert der Capsule Wardrober aber nicht nur das Reisegepäck – er hat auch einen guten Einfluss auf unser Leben und unsere Umwelt. Ideengebering ist übrigens Susie Faux, und das schon weit vor Marie Kondo nämlich schon in den 70iger Jahren in London. 37 Kleidungsstücke pro Saison reichen, sagt sie. Woher das plötzliche Comeback kommt, ist leicht zu erklären. Wir wissen alle, dass unser Konsumverhalten nicht mehr zu rechtfertigen ist.
Weg von Fast Fashion, hin zu mehr Bewusstsein in der Modewelt!
Es wird zu viel Kleidung produziert und wir konsumieren zu viel. Es wird erwartet, dass die Umsätze, die im Jahr 2025 mit Kleidung erzielt werden, die 2 Billionen US Dollar Marke überschreiten. 2002 waren es noch eine Billion. 2014 wurden mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert – würde man daraus eine Kette bilden, ginge sie einmal um die Welt.
Das Verrückte daran: Wir erhöhen die Menge der Kleidung, und tragen sie dafür nur noch halb so lange, wie noch vor 20 Jahren. (Quelle: Greenpeace, Time out for fast fashion. Kleidung ist zum Wegwerfprodukt geworden. Ein schneller Kick beim Shoppen allenfalls noch, aber wir messen unserem Kleiderschrank kaum noch einen Wert bei – dabei beherbergt es das, was wir Tag für Tag auf unsere Haut lassen. Vielen ist dabei scheinbar gleichgültig, wie „unsere zweite Haut“ produziert wurde. Wie viele Chemikalien verwendet wurden oder ob die Näherin von ihrer Arbeit überhaupt ansatzweise sich und ihre Kinder ernähren kann.
Ich halte oft Vorträge oder sitze in Paneldiskussionen auf dem Podium und meistens enden diese Abende gleich: ein Ohnmachtsgefühl macht sich breit. Was könnte eine Lösung sein? Nichts mehr kaufen. Wenn wir alle einfach mal nichts mehr kaufen würden – was würde dann passieren?
Slow Fashion Season – der erste Schritt zum minimalistischen Kleiderschrank
Diese Frage stellte sich auch Susanne Wenning und ruft die Slow Fashion Season ins Leben: vom 21. Juni bis zum 21.09.2019 kaufen wir nichts mehr. Gemeinschaftlich. Über die Crowd Acting Platform Collection ruft sie 10.000 Konsumenten dazu auf, sich dazu zu verpflichten.
Aber eins nach dem anderen: was ist Crowdacting? Crowdacting verfolgt die Idee, dass wir gemeinschaftlich einen Einfluss haben, vor allem in nachhaltigen Fragen. Da wo die Ohnmacht entsteht – nämlich: „Was kann ich alleine schon ändern?“ setzt diese Lösung an: mehr sind mehr. Und wenn mehr Leute nichts kaufen, dann fällt es auf. In diesem konkreten Fall wäre die Hochrechnung:
Der durchschnittliche Deutsche kauf 60 Kleidungsstücke im Jahr (und nein, Socken und Unterwäsche werden hier nicht mitgezählt). Macht auf 3 Monate: 15 Stücke. Macht als 150.000 Kleidungstücke in der Slow Fashion Season, wenn alle 10.000 Teilnehmer sich dran halten. Das ist ein Statement. Ein Statement, das auch noch Ressourcen schont. 360 Millionen Liter Wasser werden eingespart. Und 1,4 Millionen KG CO-2 Emissionen. Messbare Erfolge.Und nun kommt das Beste: nichts neu zu kaufen heißt nicht, auf Abwechslung verzichten zu müssen. Tauschen und Secondhand ist erlaubt. Und natürlich leihen! Denn genau das ist es, worum es beim Leihen geht. Wir schonen die Ressourcen in der Herstellung der Textilien, weil nicht jedes Teil für jeden produziert werden muss, während es die meiste Zeit doch nur im Kleiderschrank hängt. Wie, so schätzt Greenpeace, 40% unseres eigenen Kleiderschrankes.
Capsule Wardrobe mal anders – so könnte sie aussehen
Der Kleiderschrank der Zukunft könnte so aussehen: Fester Bestandteil sind Lieblingsstücke, die Lieblingsjeans, ein weißes Shirt, ein blauer Pullover – also Basics, die gut kombinierbar sind und eben vielleicht auch Statementpieces die ausgefallen sind, aber immer gute Laune machen. Stücke, in die man investiert hat. Die Begleiter werden – vielleicht nicht für immer, denn was heißt schon für immer, aber sagen wir mal, erst einmal für immer. Der Capsule Wardrobe, der Kleiderschrank, der dem Minimalismus-Prinzip folgt. Weniger ist mehr. Und für die Abwechslung? Werden zum Beispiel einfach Stücke dazu geliehen. So kommt ständig neuer frischer Wind in den Kleiderschrank, allerdings ohne etwas zu horten. Sobald die Stücke nicht mehr getragen werden, werden sie zurückgeschickt und der minimalistische Kleiderschrank bleibt.
Der Beginn des Konsumwandels
Kleidung würde wieder einen Wert bekommen. Und Unternehmen müssten umdenken. Denn Kleidungsstücke, die verliehen werden, müssen qualitativ hochwertig sein. Sie müssen auch nach mehreren Waschgängen noch schön aussehen, sich toll anfühlen. Und so ist es am Ende doch so: wir Konsumenten haben die Macht, etwas zu ändern. Wir müssen nur bei uns selbst – oder besser noch in unserem Kleiderschrank – anfangen, andere motivieren mitzumachen und schon beginnt der (Konsum-)Wandel. Denn ändern wir die Nachfrage, müssen Unternehmen ihr Angebot anpassen. So arbeiten wir gemeinsam für eine nachhaltiger Kleidungsindustrie.
Die Projektseite, auf der ihr euch für die Slow Fashion Season registrieren könnt findet ihr hier. Macht mit und Beginn mit deinem Kleiderschrank. Geminsam für eine bessere Zukunft! Sei’ Teil der Fashion Revolution.
#slowfashionseason #CollAction
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